Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Römer 8,35
Liebe Gemeinde,
ein Spruch sagt, wenn 3 Theologen zusammen kommen, gibt es 5 Meinungen.
Dieser Satz lädt zum Schmunzeln ein, macht aber auch eine Realität deutlich.
Einigkeit zu finden, egal in welchen Lebensbereichen, ist nicht immer einfach,
sondern bleibt Aufgabe und ist mit Mühe verbunden.
Ob in Politik oder Familie, in manchen Vereinen, in unseren Gemeinden oder
auch in kritischen Fragen unserer Zeit – es ist sichtbar, wie unterschiedlich
Menschen die Welt, sich selbst und andere betrachten und bewerten. Am
schmerzhaftesten wird das an der Scheidungsstatik erkennbar. Im Jahr 2021 gab
es in Deutschland über 350.000 Eheschließungen, 142.000 Scheidungen. Die
Durchschnittsdauer der Ehen lag bei 14,5 Jahren. Trennung, Unvereinbarkeit sind
Teil des Alltags in Beruf und im privaten. Wir können sagen, das ist eben so.
Oder wie es der Franzose sagt: „C’est la vie. In die Realitäten des Lebens, die wir
alle kennen mischt sich eine Stimme und eine Zusage von Jesus, die unglaublich
oder unfassbar positiv erscheint.
Paulus stellt die Frage: „Was kann uns scheiden von der Liebe Gottes…?“
Auf diese rhetorische Frage gibt er gleich selbst die Antwort: „Weder Tod noch
Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,
weder Hohes noch Tiefes kann uns scheiden von der Liebe Gottes.“
Kurz könnten wir die Aussage zusammenfassen: „Nichts kann uns scheiden von
der Liebe Gottes.“ Nichts! Was für ein Wort in einer zerstrittenen Welt, in
scheinbar unüberwindbaren Positionen und Widersprüchen. In Jesus dürfen wir
„Ich“ bleiben und dennoch führt er uns zusammen. Das ist die Verheißung des
Reiches Gottes. „Nichts“ kann uns trennen von der Liebe Gottes. Das macht Mut
im Blick auf das eigene Leben darauf zu achten, dass nichts zwischen dieses
Liebesangebot Gottes und uns kommt. Dass die Beziehungs -Straße zu Gott frei
bleibt.
Wenn wir das tun oder lernen, dies immer mehr umzusetzen, dann wird die
Einheit unter uns und in der Welt wachsen. Zum einen werden wir den anderen
mehr annehmen und akzeptieren wie er/sie ist, zum anderen wird uns die Liebe
Gottes wie Fäden eines Netzes miteinander verbinden. Wir müssen es nicht aus
eigener Kraft tun. „Nichts“ kann uns scheiden von der Liebe Gottes. Eine
Zusage, die über alle negativen und herausfordernden Erfahrungen hinaus uns
Kraft, Freude und Halt geben will.
Ein Wort das einlädt, in den Niederungen des Alltags auch manchmal aus hitzigen
Streits oder Mauern des Schweigens heraus zu treten und zur Sprache und Brücke
der Liebe – Jesu – zurück zu kehren. Für mich bedeutet dieser Vers – es geht
nicht immer alles glatt im Leben.
Aber es gibt immer einen Weg, den wir gehen können. Zueinander und zu Gott.
Es grüßt herzlich Ihr/ Euer Pfarrer Thomas Stiehl