Andacht zum 02.4.2021/Karfreitag/ von Pf. Thomas Stiehl

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  • Mich dürstet.

  • Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.

  • Johannes, siehe deine Mutter. Mutter, siehe, dein Sohn.

  • Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.

Schicksalsworte.

Worte, die bleiben.

Worte, die sich einbrennen.

Sich einschneiden.

 

Worte, die Räume öffnen.

Und Straßen ebnen.

Worte, die wach rütteln,

uns trösten und doch erschüttern.

Worte des Lebens.

 

Jesu Worte.

Worte, die anrühren.

Worte, die noch im Nebel Gestalt gewinnen.

Inmitten von Trümmern Zukunft formen.

 

Worte am Kreuz.

An einem Ort des Todes gesprochen.

Wie Kerker, Dunkelheit und Not.

Ort ohne Wiederkehr.

Ort der Verdammnis.

 

An diesem Ort.

Von dem Jünger fliehen.

Frauen weinen,

Soldaten spotten.

Gelehrte triumphieren.

 

Da

Spricht Jesus diese Worte.

Die Dornen im Fleisch.

 

Den Leib übersät mit Wunden

seelische und körperliche

Wie Löcher eine alte Straße.

Worte aus Blut und Tränen.

Worte des Lebens.

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Es ist vollbracht.

 

Ein kurzes, tiefes Wort.

 

Es ist vollbracht.

 

So sagt es Jesus am Kreuz.

Auf den letzten Metern seines Martyriums.

Es ist vollbracht.

 

Wie oft sprechen wir es im Alltag

Sinngemäß.

Es ist etwas abgeschlossen,

ausgeführt, beendet.

 

Ein Kind ist geboren.

Eine Prüfung gemeistert.

Eine Krankheit überwunden.

Oder ein Leben vollendet.

 

Es ist vollbracht.

 

Jesus spricht diese Worte.

Sie werden zum Flussbett des Lebens.

Zum Kanal für Trost und Vergebung.

Zum Sonnenstrahl für den neuen Morgen.

 

Es ist vollbracht.

 

Alle Leiden sind erlitten.

Aller Spott ertragen.

Alle Qual ist beendet.

 

Noch stehen die Frauen am Kreuz

Ohne Hoffnung und weinen

Noch verstecken sich die Jünger

Ohne Glauben und zittern

Noch glaubt Pilatus das ist Recht

Ohne Erbarmen

Noch spotten die Soldaten

 

Ohne Mitgefühl 

Doch dann dieses Wort

 

Es ist vollbracht.

 

Flüstert, haucht, schreit Jesus.

Es ist alles getan, was getan werden musste.

Alles gesagt, was gesagt werde musste.

 

Es ist vollbracht.

 

Wasser und Blut sind vergossen.

Liebe wie ein Frühregen verteilt.

Sein Auftrag erfüllt.

Das Ziel erreicht.

Das Werk der Erlösung ausgeführt.

Welt und Menschheit gerettet.

 

Es ist vollbracht.

 

Im Schatten des Todes bricht sich neues Leben Bahn.

An diesem Kreuz.

Dem Fluchholz der Nacht.

 

Es ist vollbracht.

 

Jetzt Schweigen.

Tränen trocknen.

Jetzt erkennen.

Wahrlich, das ist Gottes Sohn gewesen.

Jetzt Zeichen.

Der Vorhang im Tempel zerreißt.

Jetzt Erschütterung.

Das Erdbeben in der Gegend.

Jetzt Überwindung des Todes.

Die geöffneten Gräber.

Auferstehung vieler Toter.

Wie zu Karfreitag geschehen.

 

Es ist vollbracht.

 

Hallt es vom Kreuz.

Trompetet es von den Dächern.

Durchdringt es die Finsternis.

Ruft der Himmel.

 

Das Liebeswerk ist vollendet.

Nicht nur gesagt, sondern vor allem getan.

 

Wie es die Schrift sagt:

Keiner hat größere Liebe als der, der seine Leben für andere gibt.“ (Johannes 15)

 

Das Kreuz.

Zeichen der Liebe.

Ausdruck seiner Hingabe.

Symbol des Lebens.

Es ist vollbracht.

Ein Wort wie ein Echo

Das nie endet.

Immer schallt.

Unendlich singt.

Es ist vollbracht.

Sohn, Tochter.

Komm zu mir und du wirst leben.

 

 

Amen.