Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Matthäus 5, 9
Liebe Gemeinde,
„Nie wieder Krieg!“ So hieß die Parole nach dem 2. Weltkrieg. Selbst Franz
Joseph Strauß hatte damals erklärt, dass ihm der rechte Arm abfallen solle, wenn
er noch einmal ein Gewehr anfasse.
Jetzt ist Krieg nach Europa gekommen. Ukrainische Flüchtlinge haben Zuflucht
in Deutschland gefunden. Die Normalität von direkten oder indirekten
Waffenlieferungen bestimmt die tagesaktuelle Diskussion. Von „Frieden
schaffen ohne Waffen“ – ein Slogan, den DDR-kritische Bürger Anfang der
80iger Jahre in Umlauf brachten, ist keine Rede mehr.
Fern scheinen der Welt die Gedanken von der Bergpredigt:
„Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Ich habe keine Lösung für den jetzigen Konflikt und will mich nicht als
Weltverbesserer aufspielen. Aber der Blick in die Bibel soll uns Christen in allem
lenken. Und da lesen wir von „Schwerter zu Pflugscharen“ und „Selig sind, die
Frieden stiften.“ Auch Jesus pfeift seinen Jünger Petrus zurück, als dieser sein
Schwert auspackt und Jesus gegen die römischen Soldaten verteidigen will und
sagt zu ihm: „Wer mit dem Schwert kämpft, wird durch das Schwert
umkommen“.
Die „Waffen“ von Jesus sind Liebe, Gebet und Vergebung; Frieden und eine
Bereitschaft zur Versöhnung.
Ich empfinde eine Notwendigkeit, dass wir als Kirche und Christen diese
Perspektive des Friedensreiches Gottes wieder mehr in unsere Welt tragen – in
unsere Familien, in den Freundeskreis, in unsere Gemeinden und in unseren
Alltag. Zu schnell und selbstverständlich scheint mir der Ruf nach Waffen und
militärischer Hilfe. Und wir befinden uns in einer Zeit, in der Krieg ein lauteres
Mittel zu sein scheint, um Konflikte zu lösen. Die Bibel erteilt dieser Strategie
eine klare Absage.
Denn die Frage ist auch: „Hilft es? Rettet es Leben?“ Die politische Lage spricht
eine andere Sprache.
„Selig sind, die Frieden stiften“ transportiert eine Geisteshaltung und einen
Lebensstil, den Jesus uns mit auf den Weg gibt.
Ich habe Sehnsucht, dass dies mehr Raum in meinem eigenen Leben gewinnt.
Und ebenso in unseren Gemeinden, dass wir uns in Liebe und Frieden (trotz
unterschiedlicher Meinungen) begegnen und füreinander einstehen. So kann
Gottes Friedensreich wachsen und die Welt positiv beeinflusst und geprägt
werden.
Wenn uns das gelingt, dann verspricht uns Gott, dass „wir Gottes Kinder heißen
sollen.“ Wir sind dann Teil von ihm, seinem Wesen und seinem Reich. So wie es
im Hebräerbrief (12,14) steht:
„Suche Frieden und jage ihm nach.“
Davon braucht unsere Welt mehr.
Einen innerlich und äußerlich friedlichen Herbst wünscht
Ihr/ Euer Pfr. Thomas Stiehl