Predigt zum 28.3.2021/Palmarum/ von Pf. Thomas Stiehl

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Liebe Gemeinde, 

 

Die Glaubenshelden der Bibel.

Wie stellen wir sie uns vor?

Strahlend, groß, mutig und stark?

Oder zerbrochen?

Voller Fehler und gebeugt?

Und dennoch hell, voller Liebe.

Keiner dieser Wege war einfach.

Jeder auf seine Weise eine Botschaft Gottes.

Ein Lernfeld für uns.

Jesus ist der Rohling für alle Gläubige.

Das Vorbild.

Das beste Zeugnis.

Das Lexikon, der Spiegel, in den wir schauen können.

Wenn wir uns fragen – wie funktioniert Glaube.

Was ist Glaube?

 

Ein christliches Sprichwort sagt:

Wenn wir nicht in Liebe glühen, werden andere um uns herum an Kälte sterben.“ (Francois Mauriac)

Und dafür hat Jesus gelebt.

Für diese Liebe.

Für diese Leidenschaft.

Für dieses Glühen für uns Menschen geht er in den Tod.

 

5 Tage vor der Hinrichtung zu Karfreitag zieht Jesus in Jerusalem ein.

Auf einem Esel.

Wie ein Narrenkönig.

Wie ein Bettler.

Er reiste in die Stadt, die ihn töten würde.

Er wusste es.

Er fordert das Schicksal heraus.

 

Aber an diesem Tag, dem Palmsonntag, dem Beginn der Festwoche ließ er sich feiern als König.

 

Siehe, ein König kommt zu dir, ein gerechter und ein Helfer.“

Alle Welt sollte es sehen, dass er der König aller Könige und der Herr aller Herren ist.

So wie es der Prophet Sacharja geschrieben hat:

 

9 Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.

 

10 Denn ich will die Wagen vernichten in Ephraim und die Rosse in Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde. 

 

Und die Menschen kommen.

Sie legen ihre Kleider nieder.

Auf den Weg.

Andere hauen Zweige von den Bäumen und preisen Jesus.

Sie rufen und schreien:

Hosianna, dem Sohn Davids.

Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.

Hosianna in der Höhe“

Es ist eine Aufregung und ein Jubel in der Stadt.

Der König Jesus kommt.

Er zieht in Jerusalem ein.

Und dann geht er in den Tempel und stößt die Tische der Geldwechsler um.

Aber auch dort rufen die Kinder:

Hosianna, dem Sohn Davids.“

Und es ist ein Entsetzen unter den Schriftgelehrten und Hohepriestern.

Ja, so steht es in den Psalmen:

Aus dem Mund der Unmündigen und Säuglinge hast du dir ein Lob bereitet.“

 

Ich habe mir die Frage gestellt:

Wo hat Jesus in unserer Gesellschaft noch Platz?

Wo legen wir ihm Gewänder auf den Weg?

Wo heißen wir ihn willkommen?

 

So dass er wieder in unseren Schulen, in unseren Arbeitsplätzen, in unseren Dörfern und Gemeinden, Städten und Familien wohnt, gepriesen wird?

 

 

Mich treibt diese Frage um, was kann das konkret bedeuten: Jesus unsere Kleider auszubreiten.

Ihm mit Baumzweigen zuzujubeln!

 

Wir haben Jesus aus unserer Gesellschaft verbannt.

Er soll niemanden stören.

Nicht zu offen sollen wir unseren Glauben leben und zeigen.

So wünscht es die Regierung und die Großkirchen meinen es auch so.

 

Aber Jesus wird beim Einzug in Jerusalem gefeiert.

Alle Blinde und Lahme, die an diesem Tag zu ihm kamen, die heilte er!

Das war kein Leisetreter sein.

Und als die Pharisäer sagten zu Jesus.

Sag zu deinen Jüngern, dass sie den Mund halten sollen, dass sie doch leise sein sollen.

 

Da sagt Jesus:

Ich sage euch, wenn diese schweigen, dann werden die Steine schreien.“

 

Ihr Lieben, liebe Gemeinde, manche werden denken, der Pfarrer hat heute ein Sektfrühstück genommen und will jetzt Druck machen.

 

Aber ich sage euch, ich schäme mich, wo ich so leise in meinem Leben bin im Bezug auf Jesus.

Wo es mir peinlich ist, zu rufen, zu schreien, ja einmal laut zu sein um Jesu willen.

Barthimäus schreit: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner.

Lukas 7 erzählt davon, dass eine Sünderin zu Jesus kommt, ihm die Füße salbt, mit ihren haaren die Füße trocknet und seine Füße küsst.

Das ist für mich Einzug in Jerusalem.

 

Denn genau das braucht unsere Welt und unsere Zeit.

Vielen Großkonzernen wird der rote Teppich ausgerollt mit Steuererleichterungen oder Befreiung und allen möglichen Vorrechten.

 

 

Was leisten sie denn für unsere Gesellschaft außer odt in die eigene Tasche zu wirtschaften und die meisten ihrer Mitarbeiter auszubeuten!

Aber gegen das Wort Gottes werden Panzer und Schutzwälle, Gesetze und Kriegsspeere aufgerichtet in unserer Gesellschaft.

Heute ist ein fröhlicher Tag, deshalb wollen wir da nicht tiefer hinein gehen.

Wenn die Jünger schweigen, dann werden die Steine schreien.

So sagt es Jesus

Ihr Lieben – wo können wir Jesus die Türen öffnen, ihn anbeten, ihm die Ehre geben.

Rote Teppiche ausbreiten!

 

Ich habe Sehnsucht danach, dass das wieder mehr und mehr passiert.

Dass wir wieder heiß werden für unseren Gott.

Und nicht lau wie es in der Offenbarung steht.

Denn die Lauen, die wird Gott ausspucken.

 

Heiß oder kalt sollen wir sein.

Aber nicht lau.

Und die Menschen zum Palmsonntag sind heiß.

Sie sind voller Begeisterung.

Sie schreien Jesus ihren Jubel entgegen.

Sei gepriesen.

Sei willkommen.

Sei unser König.

Hosianna.

 

Ich glaube, ohne jemandem auf die Füße treten zu wollen.

Wir sollten Jesus um Vergebung bitten, wo und wenn wir wie die Pharisäer gesagt haben:

Leute, nicht so laut, nicht so viel Aufsehen erregen.

 

Lieber leise und im Verborgenen unseren Glauben leben.

Ich will heute öffentlich Buße dafür tun und Gott um Verzeihung bitten.

 

Weil dieser Spruch vom Anfang so wahr ist:

Wenn ich, wenn wir nicht in Liebe glühen, werden andere um uns herum an Kälte sterben.“

 

Sterben – an Mangel an Liebe.

 

Sterben – an Mangel an Zuwendung.

Sterben – an Mangel an Aufmerksamkeit.

 

Deshalb sage ich mir immer mehr – wenn mich jemand ruft, dann will ich gleich los gehen und nicht fragen, wie ich mich gerade fühle.

Ich will rufen:

Siehe, ein König kommt zu dir, ein gerechter und ein Helfer.“

 

Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.

 

Und der Kreuzweg hier in Tannenberg ist eine Form dieses kommen Gottes, sein Opfer am Kreuz in die Welt heraus zu schreien.

 

Vor wenigen Tagen ist ein Mann in der Nachbarschaft gestorben.

Eine ganze Woche lag er tot in seinem Bett.

Keiner aus dem Haus hat es gemerkt.

Wir als Nachbarn auch nicht.

Ich habe Schuldgefühle.

Ich möchte Jesus einladen.

Ja, auch laut und für manche unpassend.

Ich will rufen und schreien, wenn es dran ist.

Jesus, sei willkommen, in Tannenberg und Geyer, sei willkommen, wo immer du auch einziehen willst.

Denn wie sagt es Lessing:

Nur die Sache ist verloren, die man aufgibt.“

Aber Jesus gibt uns nicht auf.

Er reitet immer noch auf einem Esel.

Unscheinbar, in einfachen Gewändern unter uns.

 

Und hat Sehnsucht eingelassen, willkommen, gepriesen und angebetet zu werden.

 

Jesus zieht in Jerusalem ein.

 

Wo willst du Jesus willkommen heißen?

Ihm deinen Mantel,

Eine Rose hinlegen?

Amen.