Rogate

 

Liebe Gemeinde,

 

diese Woche bekam ich Post von der Staatsanwaltschaft.

Ein gelber Brief.

Unruhig öffnete ich das Couvert.

Wie fast immer, wenn Amtsbriefe ins Haus flattern.

 

Ein Bußgeldbescheid?

Ein übersehener Parkrempler?

Oder was ganz anderes?

 

Hastig las ich das Schreiben.

Ein Vollstreckungsverfahren.

Es dämmerte.

2018 hatte ich Anzeige erstattet.

 

Ein ebay Kleinanzeigen Betrug.

Die Vorkasse war bezahlt, die Ware kam nie an.

Da es mehr als nur 10 Euro waren, erstattete ich Anzeige.

Schließlich hatte ich Namen und Kontonummer des Schädigers.

Ein Mann aus Berlin.

Mein Gang führte mich zu einem Kommissar aus Annaberg.

Er sagte: „Schon wieder ein Internetbetrug.“

Seien Sie nicht so leichtgläubig.

 

Ja, gläubig war ich.

Aber Leichtgläubig…

Naja, er machte mir keine große Hoffnung.

Und das trotz des nahenden Weihnachtsfestes 2018.

 

Die Anzeige nahm ihren Lauf.

Berliner Polizei.

Berliner Staatsanwaltschaft.

Schreiben/ Briefe/ Dokumente/ Beweise.

 

Dann ewiges Schweigen.

1 Jahr/2 Jahre vergingen.

Jetzt ein Hoffnungsschimmer.

Der Prozess wäre gemacht.

Ein Schuldspruch gelegt.

Sogar eine Hoffnung auf Entschädigung.

 

Was für eine Überraschung.

Nach 2 ½ Jahren-.

 

Es war ja schließlich keine Klage gegen einen Großkonzern.

 

Sei es drum.

Meine Gedanken gingen zu Daniel.

Dem Buch, das heute Thema ist.

 

Daniel - was soviel wie: „Gott ist mein Richter“ bedeutet.

Oder: „Gott ist mächtig“ bedeutet.

 

Eine Brücke baute sich in meinen Gedanken.

 

Gott ist mein Richter.

Auch – wie es das Sprichwort sagt: Gottes Mühlen langsam mahlen.

 

Ich stand plötzlich mit beiden Füßen in dem Buch Daniel drin.

Er – der Verschleppte, der Außenseiter, der Gottesanbeter.

Versetzt, verbannt in eine heidnische Welt.

Voll Tier und Speiseopfern.

Voll Heidentum und trunkener Lust.

 

Er stand.

Er betete.

Er gab nicht auf.

 

Bei den Löwen.

Vor dem Feuerofen.

Oder vor dem Bildnis.

 

Er stand – für seinen Gott.

Für unseren Glauben.

Wie das Auge im Sturm.

Der Leuchtturm in der Gischt der Brandung.

 

Daniel – „Gott ist mein Richter.“

So hieß er nicht nur.

Sondern das Wesen diesen Gottes hatte ihn erfasst, durchdrungen, ausgefüllt.

Immer wieder wirft er sich vor dem Gott Israels nieder.

 

Betet.

Fleht.

Fastet in Sack und Asche.

Bekennt die Sünden, die eigenen und die seines Volkes.

(Daniel 9,3)

Seine Knie sind wund.

Weil er weiß.

 

 

„Bei dir aber Herr unser Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung.“ (Daniel 9,9)

 

Er ruft, er schreit:

Herr, neige dein Ohr, mein Gott und höre!

Tu deine Augen auf und sieh an unsere „Not!“.

(Daniel 9,18)

 

Sein Herz weiß:

Wir liegen nicht vor dir Gott mit unserem Gebet und vertrauen auf unsere Gerechtigkeit.

Sondern wir vertrauen auf deine große Barmherzigkeit.“

(Daniel 9,18)

Gott schafft Recht.

Er stellt Recht und Gerechtigkeit wieder her.

 

Auch wenn es lange dauert.

Auch wenn wir manchmal denken – der Vater im Himmel schläft.

 

Gebet – bedeutet ausharren.

Gebet – bedeutet dranbleiben.

Gebet bedeutet – nicht auf die Umstände schauen.

Gebet heißt – nicht aufgeben, auch wenn alles dagegen spricht.

 

Deshalb fragt uns die große Corrie ten Boom in einer ihrer Weisheiten:

 

„Ist das Gebet nur dein Ersatzrad oder ist es dein Lenkrad?“

 

Mit anderen Worten – beten wir nur, wenn es gar nicht anders geht, wenn wir einmal liegen bleiben mit unserem Lebens – Auto, mit unserem Lebensfluss.

 

Oder bestimmt das Gebet die Lenk- und Blickrichtung unseres Lebens?

So wie ein Lenkrad?

 

Ist das Gebet für uns nur ein Ersatzrad oder ein Lenkrad?

 

So wie Daniel einmal 3 Wochen lang betet.

3 Wochen lang fastete.

Ohne Punkt.

Ohne Komma.

Ohne aufzugeben.

 

In dieser Zeit tat sich sichtbar nichts.

Aber in der Zwischenzeit geschah etwas im Himmel.

Die Engel waren aktiv.

 

Das Gebet hatte sie in Bewegung gebracht.

 

Denn auch in der himmlischen Welt gibt es Kämpfe.

Kämpfe zwischen Licht und Finsternis.

 

Kämpfe zwischen Engeln, Fürstentümern und Gewalten.

So steht es in Epheser 6:

Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut.

Sondern gegen die Mächtigen und Gewaltigen, gegen die Finsternis dieser Welt, gegen die bösen Geister unter dem Himmel.

 

Bis Gott dann durch einen Engelfürst zu Daniel nach den 3 Wochen redet:

Du von Gott Geliebter, fürchte dich nicht! Daniel.

Denn von dem ersten Tag an, als du von ganzen Herzen begehrt hast zu verstehen, und anfingst zu fasten und zu beten, wurden deine Worte vor deinem Gott erhört und ich wollte kommen, um deiner Gebet willen.

 

.aber der Engelfürst des Königreichs Persien hat mir 21 Tage widerstanden. (Daniel 10,13)

 

Nun aber komme ich um dir Bericht zu geben:

Sprach der Engel Gottes:

„Fürchte dich nicht du von Gott Geliebter.“

 

Hier wird deutlich, wie wahr das Wort aus Jakobus 5 ist:

Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernst gemeint ist.“

Rogate – betet – ohne Unterlass.

Ohne aufzuhören.

Ohne anzufangen zu zweifeln.

 

Das Gebet eines Gerechten, wir können auch sagen, einer gläubigen Christin, eines gläubigen Christen, vermag viel, wenn es voll Ernst und Überzeugung gebetet wird.

 

Und dann wird von Elia berichtet, der ein schwacher Mann war.

Aber er betete, dass es nicht regnen sollte, denn Gott hatte ihm das aufgetragen und es regnete nicht für 3 Jahre und 6 Monate.

Und er betet abermals, und der Himmel gab den Regen, und die Erde brachte ihre Frucht.

 

Daniel erfährt: Gott ist mächtig. Er erfährt: „Gott ist mein Richter.“

Der Sonntag Rogate erinnert uns an die Kraft und die Macht des Gebetes.

Dass wir ausharren sollen.

Und das Gebet das Lenkrad und nicht das Ersatzrad unseres Lebens sein kann.

 

 

Amen.